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Wieder zu Hause

Ihr Lieben,
so schnell vergehen 10 Wochen. Wir sind glücklich und froh, wieder gesund und munter in Köln angekommen zu sein. Bis wir allerdings in Köln ankamen, gab es

noch einige berichtenswerte Erlebnisse. Da wir die letzten zwei gebuchten Hotels wegen der Corona Krise nicht mehr anfahren konnten, gab es die Möglichkeit, diese kostenfrei zu stornieren, was wir auch gerne getan haben. Allerdings hatten wir jetzt viel zu viel indische Rupien in der Tasche, da wir über die Kreditkarte die zu zahlenden Beträge bereits abgehoben hatten. Es blieb nichts anderes übrig, als das Geld am Flughafen zurück zu wechseln. Leider war das bei der indischen Bürokratie nicht ganz einfach. Zunächst war der junge Mann in der Wechselstube mehr als erstaunt, dass wir 70.000 Rupien (rund 980 €) bei uns hatten. „Sie dürfen doch nur 10.000 abheben. Haben sie noch die Quittungen?“ Ich legte ihm die Quittungen vor, dazu die geforderten Pässe und Flugtickets. Alles wurde kopiert, das Geld von jeder Person hinter dem Schalter (immerhin drei Leute) jeweils 2x gezählt und bestätigt. Der Chef tippte Ewigkeiten auf der Tastatur seines Computers herum, bevor er auf meine Frage, wie der Wechselkurs stünde, eine Antwort gab. Er tippte auf seinem Taschenrechner rum und hielt ihn hoch. „Was, nur 665 €? Das sind ja mehr als 300 € Verlust…“ Ich war entsetzt. Auch Achim war erbost. „Das ist der heutige Kurs, mehr kann ich ihnen nicht geben. Und dann geht auch noch die Steuer ab…“ Er tippte weiter auf seiner Tastatur herum, während eine seiner Hilfen loszog, um Euroscheine zu besorgen. Nachdem die ganze Prozedur schon mehr als eine halbe Stunde andauerte, wurde ich langsam ungeduldig. „Gibt es noch eine andere Wechselstube?“, fragte ich mehrfach, bekam aber keine Antwort. Erst als ich etwas lauter wurde, bekam ich die unbeteiligte Antwort: „Nein, wir sind die Einzigen…“ Kein Wunder, dann konnten sie sich alle Zeit der Welt nehmen. „Entweder, sie kommen jetzt endlich in die Pötte, oder ich nehme das Geld mit nach Hause…“, schnauzte ich den Chef an. „Sie dürfen das Geld nicht mitnehmen…“ Nach einer weiteren Unendlichkeit hatte ich genug. „Geben sie mir das Geld, die Pässe und die Flugscheine. Ich werde nicht länger warten…“ Die drei hinter dem Schalter schauten mich erstaunt an. „Das können sie nicht machen…“, meinte die Hilfe mit den Euroscheinen in der Hand. „Das kann ich sehr wohl. Geben sie mir meine Sachen, oder ich komme hinter den Schalter und hole mir die Sachen.“ Sie schauten sich unsicher an. Ich griff über die Abgrenzung und holte das dicke Geldbündel. Unsicher gab mir die zweite Hilfe unsere Pässe und Flugscheine. Empört zogen wir los durch den Sicherheitscheck. Auch da mussten wir mehrfach durch die elektronische Schleuse, bis wir endlich auf der anderen Seite waren. Die Uhr, der Gürtel, das in Alu eingeschweißte Erfrischungstuch. Alles ließ das Alarmgerät ertönen. Dass im durchleuchteten Rucksack Elektrogeräte, Kabel und Flüssigkeiten waren, störte keinen. Oben angekommen, bestellten wir uns an „Marios Mampfecke“ was zu essen. Geld hatten wir jetzt im Überfluss. „Setzen sie sich da drüben auf die Stühle, ich gebe ihnen Bescheid, wenn das Essen fertig ist.“ Die Bedienung strahlte uns an. Bestimmt hatte schon länger keiner mehr für über 20 € bei ihr bestellt. Kaum saßen wir, kamen zwei Männer auf uns zu. „Achim Kurtz und Gerhard Moser?“ Wir sahen uns an und es schwante uns nichts Gutes. „Ja, darf ich fragen, wer sie sind?“, erkundigte sich Achim. „Wir sind vom indischen Zoll und haben eine Anzeige erhalten, dass sie größere Mengen von Rupien außer Landes schmuggeln wollen. Sie begehen damit ein Verbrechen.“ Da hatte der Mann aus der Wechselstube schnell reagiert. Klar, bei über 300 € Gewinn. Wir waren uns schnell einig, dass ich gehen würde, da das Geld auch von meinem Konto abging. So ging es in Begleitung der zwei Zollbeamten zurück zur Wechselstube, durch den Sicherheitscheck, wo ich den Flugschein als Sicherheit hinterlegen musste. Dachten die tatsächlich, dass ich in ihrem wunderschönen Land bleiben wollte? Jetzt mehr denn je, hatte ich den Wunsch, dieses Land so schnell wie möglich zu verlassen. Momentan fühlte ich mich eher ausgeraubt und betrogen. Ohne Worte knallte ich das Geld und meinen Pass auf den Tresen. Der Chef ahnte nichts Gutes und hatte sich davongemacht. „Und ihren Flugschein…“ „Den holen sie sich am Sicherheitscheck…“ Diese Antwort gefiel ihr überhaupt nicht und sie schaute mich böse an. Erst, als ich den Zollbeamten herbeiwinkte, (der Zweite hatte sich bereits verabschiedet und nur der Ältere war geblieben) gab sie es auf. Sie schien vor diesem Herrn enormen Respekt zu haben. Wieder wurde das Geld von jedem zwei Mal gezählt, alles genau notiert, der Pass erneut kopiert (obwohl ihnen die Kopie von vorher noch vorlag) und mir auf dem Taschenrechner gezeigt, welche Summe ich bekäme. Eigentlich war es mir egal, bemerkte aber mit Erstaunen, dass es 20 € mehr als zuvor waren. „Sind sie nicht endlich fertig? Wie lange soll das noch dauern…“ fragte der Zöllner zwischendurch erbost. „Wir sind gleich fertig“, erwiderte die junge Frau unterwürfig. Zwei Unterschriften weiter wurde mir das Geld vorgezählt. Was ist das für ein Gefühl für die Mädels, wenn man da einem Fremden gut 3 bis 4 Monatsgehälter vorzählen und auszahlen muss? „Und jetzt hätte ich gerne auch dieses Geld noch umgewechselt.“ Ich legte ihr die letzten 5650 Rupien auf den Tresen, die ich noch im Geldbeutel hatte. „Stecken sie das ein und nehmen sie es mit“, raunte sie mir zu und schaute ängstlich zu dem Zöllner, der aber einige Meter entfernt am Telefonieren war und in die andere Richtung schaute. „Wie jetzt, er erklärte mir eben, dass kein Geld außer Landes mitgenommen werden darf, weil das streng bestraft wird, und sie fordern mich auf, das Geld mitzunehmen?“ Mit hochgezogener Augenbraue sah ich sie an. „Ja, bitte nehmen sie es mit.“ Ängstlich schielte sie zu dem Zöllner, der aber mit seinem Telefon beschäftigt war. „Hallo, Sir…“, winkte ich den Beamten heran. Er reagierte sofort und kam auf mich zu, in der Annahme, dass wir endlich fertig seien. „Geben sie schon her“, raunte mir die ängstliche Frau zu. „Wir können gleich gehen, es fehlt nur noch eine Unterschrift…“ Der Beamte drehte sich um und drückte erneut auf seinem Handy herum. Der Wechsel ging jetzt enorm schnell. Wieder waren 30 € flöten, aber darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Ohne weitere Worte verließ ich die Wechselstube. Am Sicherheitscheck ging die Prozedur von vorne los: Uhr, Gürtel, Jacke…
„Na endlich, ich habe mir langsam Sorgen gemacht“, grüßte mich Achim erleichtert. Obwohl die Fischstäbchen, die Fritten und der vegetarische Burger eiskalt waren, schmeckte alles köstlich. Da Achim auch für diese Flüge den Online-Check-In zuvor gemacht hatte, war auf beiden Flügen unsere Beinfreiheit gesichert. Im Oman galt es, vier Stunden zu überbrücken. In der hintersten Ecke fanden wir zwei bequeme Sessel, die uns die Wartezeit erleichterten. Als eine Pilgergruppe von rund 50 Leuten sich allerdings um uns herumsetzte, hustete, prustete und spuckte, als sei die Welt völlig in Ordnung, nahmen wir lieber Reißaus. In der Abflughalle und im Flieger waren die Temperaturen dann so herunter gedrosselt, dass es regelrecht eiskalt war. Frankfurt erwartete uns mit kühlem, bedecktem Wetter. Auch hier keine Kontrollen (außer dem Pass) und keine Hinweise auf Abstand halten. Im ICE waren wir die einzigen Fahrgäste im Waggon und die Fahrgastbetreuerin ging an uns vorbei, als seien wir nicht da. Zu Hause bekamen wir über die Nachrichten mit, dass unser Zug einer der letzten auf dieser Strecke war, bevor sie geschlossen werden musste. Ein Irrer hatte auf 80 Meter die Halterungen der Bahnschwellen gelockert. Alleine die Vorstellung, dass unser Zug entgleist wäre – Horror.
Im Bahnhof Köln Deutz war alles geschlossen. Die Straßenbahn war erstaunlich leer. Da wir davon ausgegangen waren, nach drei Monaten ungehindert wieder einkaufen zu können, hatten wir unsere Vorräte weitestgehend aufgebraucht. So zogen wir umgehend los, um mindestens das Nötigste zu bekommen. Auch bei Rewe war Katastrophenstimmung. Alle gingen sich weitestgehend aus dem Weg. Regale von Mehl, Nudeln, Klopapier und Haushaltsrollen waren leergefegt. Hefe gab es auch keine. Das gleiche Bild bekamen wir anschließend bei dm, Rossmann und einem weiteren Rewe Markt geboten. Gut, noch hatten wir Klopapier zu Hause. Wenn wir Samstag genug Obst und Gemüse auf dem Markt bekommen, können wir gut die erste Woche unserer freiwilligen Quarantäne überstehen. So zogen wir schon um halb acht am nächsten Tag los zum Markt. Mit Handschuhen und Gesichtsmasken, beides „Überreste“ aus der Zeit der Fußpflege, waren wir gut geschützt. Alle gingen uns aus dem Weg. Eigentlich wollten wir damit nicht nur uns schützen, sondern auch die Menschen, denen wir begegneten. Wir konnten uns in keiner Weise sicher sein, nicht irgendwo, irgendetwas erwischt zu haben. Genau aus diesem Grunde werden wir die Kontaktsperre sehr genau einhalten. Und tatsächlich erwischte uns bereits am nächsten Tag beide eine Erkältung. Wir haben sie mittlerweile gut überstanden und sind uns sicher, dass die Erkältung nichts mit dem Virus, sondern mit dem zu kalten Flieger und der Umstellung von über 30°C auf unter 10°C zu tun hat. So verlassen wir unser trautes Heim nur, wenn es nicht zu umgehen ist. Markt und Einkauf sind die einzigen Gründe. Wir haben an einem der schönen Tage versucht einen kleinen Spaziergang am Rhein zu machen, diesen Versuch aber bald abgebrochen, da nur wenige sich an den geforderten Abstand halten. Am Wenigsten die Radfahrer und Jogger.
Jetzt haben wir Zeit für den Osterputz. Es gibt auch noch so viele Erlebnisse niederzuschreiben, Bücher zu überarbeiten und neu zu verlegen, dass die Zeit ohnedies nicht ausreicht. Zwei Tage vor Ablauf der Garantie hat jetzt auch noch unser Fernseher den Geist aufgegeben. Wie passend. Zum Glück haben wir einen 2. Apparat im Schlafzimmer, der aber nur das öffentlich - rechtliche Programm empfängt. Dafür können wir unsere unzähligen DVDs anschauen.
Nun wünschen wir euch allen eine schöne Osterzeit, bleibt alle gesund und haltet euch an die Kontaktsperre. Nur, wenn alle zu Hause bleiben und sich daranhalten, werden wir diesen Virus besiegen und schnellstmöglich zu einem normalen Leben zurückkehren können. Leider wird das noch einige Monate in Anspruch nehmen. Statt Besuch, gibt es Telefon, Whats App und E-Mail.
Von Herzen alles Gute, Eure Weltenbummler
Köln, 30.03.2020

Wir werden diese Seite weiterhin in unregelmäßigen Abständen mit Leben füllen.

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