Vier Tage - drei Inseln - drei Ausflüge.
In unserer täglichen deutschen Bordzeitung können wir verfolgen, wie der Winter euch in der Heimat im Griff hat. Gestern konnten wir lesen: München, minus 41°C. Wir wollten es nicht glauben und fragten an der Rezeption bei Stefanie, der deutschen Reisebegleiterin nach. Dort stellte sich heraus, dass es sich um einen Zahlendreher handelte.
Die niederländischen Antillen liegen nun hinter uns. Barbados, Curacao und Aruba waren die Ziele der letzten Tage. Sprichwörtlich war eine Insel schöner, als die andere. Barbados begrüßte uns früh am Morgen mit Regen, wie aus Kübeln gegossen. Dieser lies aber zum Glück nach und wir konnten trockenen Fußes den Tagesausflug beginnen. Die fahrt über die Insel wurde von Susan, einer einheimischen, englisch sprechenden Reiseführerin begleitet.Sie redete ohne Unterbrechung und fand kaum genug Worte, ihre Insel zu loben. Allerdings zeigte uns der Müll an den Straßenrändern und der teilweise marode Zustand der kleinen Häuser, dass das tägliche Leben nicht immer so strahlend ist, wie Susan uns zu berichten weiß. Der Besuch des Orchideengartens war ganz nett, hätte aber auch an jedem anderen Ort unserer Reise sein können. Der zweite Haltepunkt war die St. Johns Kirche und den darum herum liegenden Friedhof. Von dort aus konnten wir einen Blick aufs Meer werfen, welches in weiter Entfernung zu sehen war. Zum Abschluss unserer Tour wurden wir in nach Sunbury, einem alten Plantagenhaus gebracht. Dieses alte Haus wurde erst kürzlich nach einem Grossbrand restauriert, ist über 300 Jahre alt und sollte einen lebendigen Eindruck des Lebens auf den Zuckerrohrplantagen im 18. und 19. Jahrhundert vermitteln. Auf zwei Etagen konnten wir eine riesige Ansammlung alter Gemälde, Möbel und Dinge des täglichen Lebens besichtigen. Danach führte man uns in eine angebaute offene Halle, die sonst als Restaurant Verwendung findet. Mittlerweile waren alle vier Busse, welche vom Schiff aus Touren an die verschiedenen Ecken der Insel angeboten hatten hier eingetroffen und die "Verkaufsshow" konnte beginnen. Riesige Saftkrüge, mit Eiswürfeln bestückt wurden mit verschiedenen Rumsorten und Zutaten, wie Limettensirup und Tabasko gefüllt. In Plastikbechern bekam jeder zunächst einen Drink. Wer keinen Alkohol wollte, bekam einen Fruchtpunsch. Allerdings waren diese Leute in der absoluten Minderheit. Die Becher wurden immer wieder mit anderen Mischungen gefüllt. Als Häppchen bekamen wir Fischbällchen, mit hauseigener Würzmischung und Hähnchen mit gebackener Banane gereicht. Alle Rumsorten, Gewürze, Kochbücher und viele andere Dinge konnten käuflich im Shop erworben werden. Geschickt gemacht: erst alle gut abfüllen - dann ab zum Verkauf. Und es wurde nicht wenig gekauft. Einige Mitreisende waren anschließend so abgefüllt, dass sie zum Bus gebracht werden mussten. Danach ging es wieder zum Schiff zurück.
Nach dem Mittagessen an Bord legte Renate sich etwas in die Koje. Wir machten uns auf in die Stadt Bridgetown, von der wir auf der Tour überhaupt nichts zu sehen bekamen.Viele Bars und Restaurants waren entlang der Hauptstrasse angesiedelt, dazwischen immer wieder Supermärkte und Banken, Juweliere und Apotheken. Im Kern der Altstadt, gute zwei Kilometer entfernt, konnten wir dann noch das Verwaltungsgebäute und verschiedene Einkaufszentren bestaunen.
Die Bewegung tat gut, den Ausflug hätten wir uns schenken können. Wir trafen viele Mitreisende, mit denen wir ein kurzes Gespräch führten. Unter anderem liefen wir auch Fred und Angi über den Weg, mit denen wir immer gerne einige Worte wechseln. Auch die Angestellten des Schiffes haben zum Teil "Landgang". Sie freuen sich immer ganz besonders, wenn man sie erkennt und grüßt. In privater Kleidung habe ich da so meine Schwierigkeiten, den Kellner aus dem Bistro oder die Bedienung aus dem Walldorf Restaurant zu erkennen. Achim hilft mir da aber gerne auf die Sprünge.
Um 19 Uhr, noch während des Abendessens, legt das Schiff ab. Wieder ohne Musik, ohne Sirene. Wie unromantisch. Auf Deck 10 beginnt die Sailaway Party. Da es dort immer sehr laut ist, meiden wir das Deck an diesem Abend und sitzen mit Usch und Doris in der Sinatra Bar. Der Seetag zwischen Barbados und Curacao tut uns gut. Wir spielen am Nachmittag unser übliche Runde Rummycup. Abends ist wieder "vornehmes" Abendessen im Restaurant angesagt. Das bedeutet für die Herren "Krawattenpflicht".
Curacao macht auf uns schon bei der Einfahrt einen sehr bunten Eindruck. Während wir beim Frühstück sitzen legt das Schiff an.Heute werden 29°C erwartet und überwiegend trockenes Wetter. Die dunklen Wolken am Himmel lassen uns allerdings befürchten, dass der ein oder andere Regenschauer unser Ausflugsprogramm beeinträchtigen könnte.
Um halb neun soll der Ausflug schon los gehen. Wir schaffen es, pünktlich am Bus zu sein. Allerdings müssen wir noch gut zehn Minuten dort warten, da die englischen Gruppen zuerst abgefertigt werden. Die deutschsprachige Gruppe hat heute eine Reiseführerin aus Aachen, die seit Jahren auf Curacao lebt. Achim erkennt sofort seinen heimischen Dialekt. Sie erzählt uns viel über das Leben in und auf Curacao. Zunächst machen wir eine kurze Rundfahrt durch die Stadt. Unser Bus ist bis auf den letzten Platz belegt. Die Stadt macht, im Vergleich zu Barbados einen viel aufgeräumteren Eindruck. Der erste Stopp ist im Museum der Insel. Ein ehemaliges Krankenhaus wurde zum Museum umfunktioniert. Viele Gemälde, alte Möbel und das größte Glockenspiel der ABC Inseln wurden uns näher gebracht. Danach ging es zur Fabrik des Blue Curacao. Um die Fabrik zu erreichen, mussten wir die riesige Brücke überqueren, die über das Hafengelände gebaut wurde. Bevor es die Brücke gab, mussten die Autos um das ganze Gelände herum fahren, was oft Stunden dauerte. In der Fabrik lernten wir, dass alle Liköre dieser Firma aus dem gleichen Grundstoff hergestellt sind und nur durch Lebensmittelfarbe die Sorten unterschiedlich ausfallen. Durch Zugabe von Geschmacksstoffen ergeben sich dann andere Liköre. Was doch aus einer vergammelten Orange alles entstehen kann !!! Ursprünglich wollten die Spanier Orangen anbauen, stellten dann aber enttäuscht fest, dass durch den steinig-korallenhaltigen Boden der Geschmack der Orange bitter und nicht genießbar wurde. So ließen sie die Früchte einfach am Baum. Später entdeckten sie, dass die Schale sehr gut zu gebrauchen war und sich daraus ein toller Likör herstellen lies. Im Laufe der Jahre entstand aus dem traditionellen Curacao ein „Erfrischungswasser“, dem 4711 Kölnisch Wasser sehr ähnlich, eine Erkältungscreme, welche mit der Wick Erkältungscreme verglichen wird und viele andere Dinge, welche wir direkt im Shop erwerben konnten. Natürlich bekamen wir auch verschiedene Liköre zur Probe kredenzt, allerdings fast in homöopathischer Dosierung.
Der dritte Anlaufpunkt des Tages war die Hato Höhle. Zur Tropfsteinhöhle mussten wir zunächst 49 Stufen hoch steigen.Drinnen war es feucht und sehr warm. Durch die Ventilatoren war es dennoch erträglich. An manchen Stellen war es recht niedrig und teilweise rutschig. Renate hatte Mühe, sich an unserem Arm fest zu halten und sich trotzdem vorwärts zu bewegen.Die dürftige Beleuchtung tat ein übriges, dass es recht schwierig wurde, sich sicher zu bewegen. Trotzdem war die Höhle ein schönes Erlebnis. Zum Abschluß brachte uns die Reiseleiterin noch an einen See, in welchem wir dutzende von Flammingos beobachten konnten. Die Fahrt zum Schiff ging recht schnell. Sie erklärte uns noch, wie wir vom Schiff am schnellsten zu Fuß ins Stadtzentrum laufen konnten. Nach dem Mittagessen an Bord machten wir uns auch direkt auf den Weg, da der Himmel sich immer mehr verdunkelte.
Der Gang über die alte, schwimmende Brücke – ein Unesco Kulturerbe – war ein schwankendes Erlebnis. In der Innenstadt gab es alle Geschäfte, die man in jeder anderen, größeren Stadt auch finden kann. Der Obstmarkt entlang des Hafens war bestens bestückt und bot alles an Obst und Gemüse, was das Herz so begehren könnte. Als wir auf dem Rückweg zur schwimmenden Brücke kamen, mussten wir warten, da diese zur Seite gefahren wurde, um mehreren Schiffen die Ausfahrt, bzw. Einfahrt in den Hafen zu ermöglichen. Eine interessante Konstruktion, die bestimmt in vielen Städten dieser Welt eine sinnvolle Alternative zu einem teuren Brückenbau sein könnte. Als die Brücke dann wieder offen war, fing der Regen an. Zunächst nur wenige Tropfen, dann immer mehr. Bis wir endlich beim Schiff ankamen, waren wir gut nass.Kurz nach dem Abendessen lief das Schiff dann wieder „“Sang- und Klanglos“ aus.
In der Show Lounge war abends mal wieder eine Darbietung, die wir bereits nach wenigen Minuten verliessen, da der Komiker wieder englischen Humor verbreitete, den nur die Engländer verstehen. So klang der Abend an Deck wieder in der Runde mit Usch und Doris aus. Wir finden immer Gesprächsstoff und werden nicht müde, uns Geschichten aus dem Leben zu erzählen.
Der Ausflug auf Aruba – der 3.Insel - fand noch früher statt. Da wir diesen von zu Hause aus privat gebucht hatten und die Liegezeit des Schiffes um mehrere Stunden mittlerweile gekürzt wurde, blieben uns nur wenige Stunden, um den eigentlichen Tagesausflug zu genießen. Statt 16 Uhr mussten wir bereits um 12.30 Uhr wieder an Bord sein.
Während die sieben Busse mit den Touristen der Magellan gefüllt wurden, standen wir im Terminal und warteten auf unseren Reiseleiter. Ein junger Mann vom offiziellen Tourismusamt kam auf uns zu und fragte, auf wenn wir warten. Achim zeigte ihm den Voucher. Sofort zog der junge Mann sein Handy und rief die Agentur unseres Ausflugs an. „In zwei Minuten ist ihr Auto da. Wünsche ihnen einen schönen Tag auf unserer herrlichen Insel.“ Sprach`s , lächelte und verschwand. Tatsächlich kam wenige Minuten später ein Bus um die Ecke geschossen und Jacky, die Inhaberin der Reiseagentur kam auf uns zugelaufen. Wir hatten einen Bus mit 20 Sitzplätzen für uns drei. Welch ein Luxus. Außerhalb des Hafens kam dann Victor zu uns, der Busfahrer für diesen Tag. Jacky verabschiedete sich. „Keine Sorge, Victor wird sie pünktlich um 12 Uhr wieder zum Schiff bringen.“
Es wurden tolle vier ein halb Stunden. Victor erzählte uns vom täglichen Leben der Insulaner, vom Wetter, vom Essen, von den Armen und den Reichen. Nebenbei erzählte er uns, was er schon alles gearbeitet hat: vom Militär zur Polizei, Sicherheitsdienst und Reiseleiter. Mit seinen 45 Jahren hatte er schon vieles erlebt. Da wunderte es uns nicht, dass er schon mehrfacher Vater, sogar bereits Opa ist.
Wir fuhren um die ganze Insel. Von Nord nach Süd, von Ost nach West. An mindestens 20 Orten machten wir einen Fotostopp. Herrliche Felsformationen, zum Teil mit Malereien der Ureinwohner, einsam gelegene Höfe, tolle Strände. Victor zeigte uns alles. Am Ende der Fahrt fuhren wir noch durch das Strandgebiet, wo die ganzen Hotelketten ihre riesigen Gebäude hatten. Der Besuch einer Aloe Vera Fabrik bildete den Abschluss unserer Tour.
Wir können tatsächlich behaupten, den schönsten Ausflug auf Aruba erlebt zu haben und daß Aruba von den drei Inseln für uns die schönste ist.
Zwei Minuten vor zwölf waren wir wieder auf dem Schiff, nicht ohne zuvor am Kiosk noch zwei Briefmarken von Aruba gekauft zu haben. Am Ende unserer Reise ist es eines meiner Ziele, möglichst von jedem angelaufenen Hafen mindestens eine Briefmarke in meiner Sammlung zu haben.
Nach dem Mittagessen an Bord erlebten wir dann den ersten Auslauf bei Tageslicht. Toll, wenn das Schiff langsam vom Ufer aufs offene Meer fährt, Menschen und Häuser immer kleiner werden und schließlich ganz in der Ferne nur noch einen bunten Fleck darstellen um sich dann ganz auf zu lösen.
Drei Tage Ausflug waren ungewohnt anstrengend. So machten wir alle eine ausgiebige Siesta. Am Abend fand an Bord eine Karibische Party statt. Wir bestaunten noch die tollen Schnitzereien aus Obst und Gemüse und gingen bereits gegen 22 Uhr in die Kabine. Den folgenden Seetag begannen wir mit einer Sportstunde im Gym, unserer Fitness zuliebe. Sonst wollen wir es heute ruhig angehen lassen. Schließlich ist heute Sonntag.
Wir hoffen, es geht euch allen gut und ihr seid wohlauf.
Herzliche Grüße,
eure Weltenbummler