Liebe Freunde,
bevor es in zwei Tagen schon weiter zum Varca Beach geht, möchten wir doch noch versuchen, den nächsten Blog
in Wort, Schrift und Bild festzuhalten.
Palolem Beach war bisher einer der schönsten Strände, die wir erleben durften. Wir lernten dort einige Menschen kennen, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. So waren die Bedienungen des „Dreams of Palolem“ alle überaus freundlich und zuvorkommend. Fast jeden Abend verbrachten wir bei einmaliger Atmosphäre in diesem Lokal den Sonnenuntergang. Es sah immer so aus, als würde die Sonne hier besonders schöne, farbenprächtige Schauspiele kreieren. Nach dem Untergang färbte sich dann der Himmel blutrot und es wurden in den ganzen Lokalen entlang des Strandes die Kerzen auf den Tischen angezündet. Beim Einsetzen der schlagartigen Dunkelheit ergab dies dann jeden Abend eine Romantik pur. Am Strand bei Kerzenschein, die Wellen des Meeres nur wenige Meter vor den Füßen, auf dem Tisch einen Teller mit duftendem Fisch und Gemüse… Und das alles auch noch zu einem unschlagbaren Preis- Leistungsverhältnis. Was will man mehr?
Lin, eine Engländerin, die auch in unserem kleinen, sauberen Hotel wohnte, war immer eine Unterhaltung wert. Wir lachten viel und hatten uns immer etwas zu erzählen. Mit meinem holprigen Englisch sorgte das für den ein oder anderen Lacher. Achim rettete diese Situation jedoch immer recht schnell.
Von Palolem nach Agonda brauchte das Taxi dann auch nur eine halbe Stunde. Eigentlich hatten wir den Eindruck, wir bräuchten nur um die nächste Biegung am Strand zu gehen, und wären bereits in Agonda. So gehen hier alle Strände ineinander über und man hat nie den Eindruck, einen neuen Strand vor sich zu haben.
In Agonda angekommen, ging die Sucherei wieder los. Die Taxifahrer behaupteten zuvor immer, das Hotel zu kennen. Vor Ort fragen sie sich dann einfach durch. In unserem Fall war das Agonda Palace aber tatsächlich schnell zu finden. Der Ort selbst zog sich nur an der Hauptstraße entlang und gleich 100 m neben der zentral gelegenen Kirche lag das Hotel auf der, dem Meer abgewandten Seite. Wir wurden freundlich vom Manager, einem Nepalesen, begrüßt und er zeigte uns das Zimmer, welches aber noch hergerichtet werden musste. Unser erster Eindruck bestätigte sich später leider: Alles sehr dunkel, alles recht verkommen und völlig überteuert.
Da ich vergessen hatte, unserem Taxifahrer zu sagen, dass wir noch Geld abheben mussten, erkundigten wir uns in Agonda nach einem ATM (Geldautomat). „Kein Problem, gleich an der Kirche um die Ecke…“ Als wir dort ankamen, war der ATM jedoch leer und sollte am Montag (also erst zwei Tage später) wieder gefüllt werden. Ein Tuk-Tuk Fahrer bot uns seine Dienste zum ATM im drei km entfernten Ort an. Hin und zurück sollte es 250 INR (3,50 €) kosten. Als wir jedoch dort ankamen, war auch dieses Gerät leer. „Habt ihr jetzt überhaupt noch Geld, um diese Fahrt bezahlen zu können?“ - war seine größte Sorge. Diese Fahrt konnten wir uns noch leisten. Um das Hotel bezahlen zu können, mussten wir allerdings beim Geldwechsler 200 € in Landeswährung umwechseln. Dass dieser an dem Tag tatsächlich sehr schlechte Wechselkurse hatte, lag an der momentanen Schwankung des Marktes und dem Corona Virus, der zur Zeit alles durcheinanderbrachte. Selbst die Goldpreise erreichten einen Höchststand, wie es selbst Trump mit seiner fehlgeleiteten Politik bisher nicht geschafft hat.
Das Agonda Palast zeigte sich dann in den kommenden Tagen tatsächlich als die bisher teuerste und verlebteste Unterkunft. Das Zimmer war zwar relativ groß, aber alles nicht wirklich sauber. Die Farbe an den Wänden war vor langer Zeit mal frisch, heute aber mit vielen Flecken von erschlagenen Moskitos, Kaffee und Saft, geschobenen Möbeln und übertünchten anderen Farbnuancen abwechslungsreich verziert. Der Boden bestand aus weißen Fliesen, die aber schon lange kein feuchtes Putztuch mehr gesehen hatten. Zum Glück hatten wir unsere Bettauflagen dabei, sonst wäre es auch hier unmöglich gewesen, in den harten Betten zu schlafen. Das Badezimmer war ebenfalls gefliest, und somit bei jedem Duschvorgang von den Kunden automatisch mitgeputzt. Warmwasser musste zwar immer fünf Minuten vorher eingeschaltet werden, reichte aber auch dann kaum aus, eine ausführliche Dusche zu genießen. Einfacher war es, einfach kalt zu duschen. Das einzig Vorteilhafte war die Toilettenspülung, die hier tatsächlich mal richtig funktionierte. Im Zimmer gab es weder einen (eigentlich zum Standard gehörend) Fernseher, noch einen Wasserkocher oder Kühlschrank. Und das zu einem Preis, den wir bisher in keiner Unterkunft zahlen mussten. Das nackte Zimmer kostete 35 €. Sogar das Frühstück musste extra bezahlt werden. Nachdem wir uns den Manager zur Brust genommen hatten, bekamen wir mindestens einen Wasserkocher, zwei Gläser und zwei Tassen, damit wir uns mal zwischendurch einen Tee und einen Kaffee machen konnten. Dass wir uns das Zubehör extra am Kiosk kaufen mussten, brauche ich wohl nicht zu betonen. Leider gab es auch beim täglich möglichen Zimmerservice immer viel zu bemängeln. Täglich sollte es eine Flasche freies Wasser geben, die aber vom Personal selbst verbraucht wurde. Die Bettdecken wurden der Einfachheit halber nicht frisch bezogen, sondern einfach umgedreht. Das Waschbecken wurde dann am 6. Tag zum ersten Mal halbherzig geputzt. „Wozu putzen, wenn es doch anschließend wieder schmutzig wird…“ besagte der gestörte Blick des Zimmerjungen. So mussten wir täglich um die notwendigsten Dinge kämpfen (bekamen sie zwar dann auch, gab aber immer einen dicken Hals): Toilettenpapier, defekte Lampen reparieren, die laute Klimaanlage leiser schalten, Gläser und Tassen erneuern, etc. Wir haben es überlebt und reisen in zwei Tagen weiter.
Dafür war auch hier der Strand einmalig schön und herrlich ruhig. Nur wenige Urlauber hatten den Weg an den Agonda Beach gefunden. Die Hütten am Meer entlang waren aber auch so teuer, dass wir mit unserem Palast zufrieden waren. Unter 80 € war da nichts zu bekommen und dann auch ohne Klimaanlage und in hinterster Reihe. Die Zimmer direkt am Meer, mit Klimaanlage und Terrasse kosteten schnell 120 bis 300 €. So war es uns schon lieber, die knapp 100 Meter bis zum Strand zu gehen. Dort machten wir dann täglich tolle Spaziergänge, vergnügten uns im Meer (selbst ich, als Nichtschwimmer, stand bis zur Brust im Wasser und ließ mich von den Wellen hin und her treiben) und hatten anschließend in einem der vielen Lokale ein leckeres Mittagessen.
Zum Abendessen gingen wir fast täglich in eines der Lokale, genossen auch hier die farbenprächtigen Sonnenuntergänge und beobachteten dann Urlauber, Hunde und die Herde wilder Kühe, die sich fast jeden Abend vor dem Lokal „Garten am Meer“ versammelten. Der Geruch erinnerte zwar öfters an einen Kuhstall, der Wind sorgte aber immer schnell für eine frische Brise. Erstaunlicherweise waren die rund 40 Kühe mit Kälbchen, Rinder und Stiere jeden Abend ein Magnet für die Urlauber, um unzählige Fotos zu machen. Sie turnten zwischen der Herde herum, posierten bei den vier oder fünf kleinen Kälbchen, die sich als Gruppe zusammengelegt hatten oder getrauten sich auch mal an einen der Stiere mit Höcker heran. Wenn dieser dann aber den Kopf senkte, mit den Hufen den Sand nach hinten scharrte und ein brunftiges Schnaufen von sich gab, nahmen die meisten Fotografen doch lieber Reißaus. Gleiches galt für die wilden Hunde. Wenn diese sich zur Horde zusammentaten und bellend, knurrend und zähnefletschend auf eine der Kühe losgingen, trabte der Stier sofort hin, senkte seinen Kopf und ging mit den Hörnern auf die Hunde los. Denen verging dann schnell der Angriff und sie stoben in alle Richtungen.
Ja, so erleben wir jeden Tag etwas Neues. Der Opa im Kiosk meinte beim Kauf der Kaffeebeutelchen auch, er müsste die Preise erhöhen. Überall gibt es diesen Nescafe für 2 Cent pro Beutel. Er erhöhte kurzerhand auf 5 Cent und konnte nicht verstehen, als ich ihm sagte, er soll seinen Kaffee behalten, ich würde ihn woanders kaufen. Er korrigierte den Preis dann ganz schnell, da er uns als „Eiskunden“ nicht verlieren wollte. Schließlich kauften wir zweimal täglich zwei Eis bei ihm.
Was wir auch nicht wussten, war die Tatsache, dass in ganz Indien (ganz Indien???) das Rauchen verboten ist. Man kann überall Zigaretten kaufen, darf sie anscheinend aber nicht in der Öffentlichkeit rauchen. So erzählte uns Lin, unsere englische Freundin folgendes Erlebnis: Sie saß abends im Lokal am Strand, als das Auto der Lebensretter am Strand entlangfuhr und in ihrer Nähe anhielt. Sie und vier andere Raucher wurden von einem Polizisten, der auf dem Beifahrersitz saß zum-Auto zitiert und belehrt, dass das Rauchen verboten sei und sie deshalb jeder eine Strafe von 200 INR (3,80 €!!!) zu zahlen hätten, jetzt, in Bar und gegen Quittung. Dass ihre Nachbarin einen Joint in der Hand hatte und der Mann von der Sicherheit auf der Pritsche des Autos grinsend auch rauchte, interessierte den Polizisten wenig. Er füllte die Quittungen aus, kassierte das Geld und verwies darauf, dass ein erneuter Verstoß am gleichen Tag den doppelten Preis einer Strafe nach sich ziehen würde. Auch das ist Indien.
In zwei Tagen geht es weiter. Wir hoffen, wieder einen solch tollen Strand und eine bessere Anlage als den Agonda Palast zu finden. Egal, was wir vorfinden werden, wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Schließlich sind sieben Wochen unserer Reise schon um und es liegen „nur noch“ fünf Wochen vor uns.
Bei Euch sind die tollen Tage jetzt auch geschafft. Der Eine wird darüber froh sein, andere werden es bedauern. Das ist Leben. Allen gemeinsam wird die Sorge um den Corona Virus bleiben. Keiner weiß, was sich daraus noch entwickeln kann. Wir hoffen, dass wir in fünf Wochen, wenn es an die Reise zurück in die Heimat geht, noch einreisen dürfen.
Für heute grüßen wir Euch alle wieder ganz herzlich, freuen uns, dass Ihr „wieder mal im Blog vorbeigeschaut habt“ und wünschen Euch alles, alles Gute,
Eure Weltenbummler.
Agonda, den 01.März 2020