Februar, 2025
Ihr Lieben,
nachdem schon alleine die Anreise nach Hampi ein kleines Abenteuer war, was wir zum Glück ohne Schaden überstanden haben, war die Unterkunft eine echt positive Überraschung. Da wir auf der Anreise eine halbe Stunde durch Hampi fahren, sind wir auf alles gefasst. Der Taxifahrer chauffiert uns durch Gassen und Gässchen, schaut immer wieder auf sein Handy, auf dem er Google Map (tatsächlich Sprachführung in indischem Englisch - für uns schwer zu verstehen) aufgerufen hat und weiß schließlich nicht mehr weiter. Kurz zuvor biegen wir von der Hauptstrasse ab und erreichen ein "Neubaugebiet" mit mehrstöckigen Bauten. Eine echte Überraschung
nach den halbverfallenen Häusern, die uns überall begegnet sind. Hier liegen viele Hunde im Staub, heben nur kurz den Kopf und denken nicht daran, dem Auto Platz zu machen. Der Fahrer kurvt gekonnt um sie herum.
"Habt ihr eine Telefonnummer?", fragt uns der Taxifahrer. Er scheint nach der 8-Stunden-Fahrt langsam auch am Ende seiner Kraft zu sein, zumal er seit einer Stunde nur noch am Telefon hängt und seiner vergessenen Tasche im Hotel in Arambol hinterher telefoniert. "Es ist zwar nur ein Shirt und eine Hose drin, aber der Koffer war so schön..." Achim reicht ihm die Nummer von Lakshmi, der Betreiberin des Mango Tree Homestays. Diese hebt auch direkt ab. "Ich komme raus..." In der Tat steht sie gleich danach vor einen Haus, gleich um die einsehbare Kurve und winkt uns zu. Geschafft. Lakshmi strahlt Ruhe und Freude aus und begrüßt uns herzlich. Als wir selbst die Koffer aus dem Auto nehmen wollen, winkt sie ab und ruft den Houseboy. Der kommt auch direkt angelaufen, strahlt uns lachend an und schnappt sich die schwerden Koffer, als wäre es eine seiner leichtesten Übungen. Der Taxifahrer bekommt sein vereinbartes Geld und ein üppiges Trinkgeld dazu, bedankt sich - und rauscht davon.
Wir betreten einen toll gepflegten, sauberen Garten und Innenhof. Drei Hunde schlawenzeln um uns herum, werden von Lakshmi aber direkt durchs Tor nach draußen gescheucht und die Tür geschlossen. "Die klauen nur immer alle Schuhe. Wenn die einen eurer Schuhe erwischen, seht ihr den nie wieder. Nehmt die besser mit in den 1. Stock und lasst sie dort vor eurer Tür stehen..." Sie nimmt unsere Pässe entgegen. "Alles andere machen wir später, schaut euch erst das Zimmer an und packt eure Sachen aus." Wieder ruft sie nach dem nepalesischen Houseboy, der unsere Koffer nach oben tragen soll. Das macht er gerne, schaltet - wie alle und überall - den Ventilator auf höchste Stufe, erklärt uns Bad und Balkon, nimmt sein Trinkgeld entgegen und entfleucht.
Welch ein Unterschied zum staubigen Hotel in Arambol. Hier ist alles sauber, vor den Fenstern befinden sich Fliegengitter und die Scheiben im Rahmen sind offen und nach aussen geklappt. Im Zimmer ist es angenehm kühl und wir schalten den Ventilator sofort wieder aus. Matratzen Topper aus dem Koffer, damit sie sich aufblasen können, Reisethels ins Bad gehängt und die Koffer so plaziert, dass sie uns eine Woche lang nicht im Weg stehen und trotzdem gut auf und zuzuklappen gehen. Auch hier leben wir eine Woche aus dem Koffer. Schrank oder Regal sind auch hier ein Fremdwort. Auf dem kleinen Balkon steht ein Stuhl und ein Abfalleimer. Nachdem meine staubigen Schuhe noch daneben gestellt sind, ist der Balkon voll. Direkt vor dem Homestay verläuft eine staubige Strasse, auf der eine heilige Küh gemächlich entlang trottet. Gegenüber am Straßenrand läuft eine gefleckte Sau mit drei Ferkeln und sucht am Straßenrand nach etwas fressbarem. Zum Homestay gehören die ganzen Cempakabäume mit ihren roten, gelben und weißen Blüten, die durch einen stabilen Zaum von der Straße abgetrennt sind. Irgendwo, weiter weg, hört man auch einige Affen brüllen. Welch ein ruhiger, wunderbarer Ort. Mit solch einem sauberen Ort hätten wir nicht gerechnet, nachdem wir so lange durch das urige, lebhafte und staubige Hampi gefahren sind.
Wir schließen die Tür von außen mit dem vorgehängten Bügelschloß und begeben uns nach unten. Sofort ist Lakshmi da, die gleich neben dem offenen, außen mit Grünpflanzen zugewachsenen Wohn- und Esszimmer ihre eigene Wohnung hat."Wann wollt ihr morgen das Frühstück? Wollt ihr morgen schon die 1. Tour in die alte Tempel- und Ruinenstadt machen? Soll ich ein Tuk Tuk bestellen, welches euch heute abend zum Essen ins Mango Tree Restaurant bringt? Der Fahrer bringt euch hin, wartet - und fährt euch auch wieder zurück. Kostet dann 250 INR - rund 3 €... Wenn ihr wollt, könnt ihr aber auch das Essen von der Speisekarte bestellen und der Boy holt es für euch ab und ihr bekommt es hier. oben im Aufenthaltsraum oder auf dem Dach serviert." Die Informationen sprudeln nur so aus Lakshmi heraus. Das ist eine Hausmama, wie man sie sich wünscht.Ihre ganze Lebensaufgabe besteht darin, sich um die Gäste der 5 Zimmer und ihre Familie zu kümmern und ganz zu deren Wohl dazusein. Derzeit sind nur zwei Zimmer belegt. Neben Lakshmi gibt es den nepalesischen Houseboy und eine junge Frau, die für Küche, Wäsche und Service zuständig ist. Als wir schließlich wieder nach oben gehen, ersteigen wir gleich die oberste Etage und stehen auf der Dachterrasse. Links geht der Blick bis zum Fluß, der knapp 1 km entfernt vorbei fließt, rechts in Richtung Hampi. Dieser Blick ist allerdings durch hochgewaschene Bäume begrünt. Von der nahen Hauptstrasse hören wir nur das ferne Hupen der Autos und das Bremsgequitsche der LKW`s. Ein toller Ausblick. Da werden wir bestimmt das ein oder andere Abendessen zu uns nehmen. Von der Decke schaukeln zwei Ratansessel, in denen wir es uns bequem machen könnenn.
Um 18 Uhr kommt das bestellte Tuk Tuk und bringt uns ins Restaurant. Wie sich herausstellt, gehört das Homestay und das Restaurant zusammen. Gleicher Name, gleiche Familie. Selbst unser Tuk Tuk Fahrer gehört zum Familienclan. Ein riesiges, bestimmt 200 Personen fassendes Restaurant mit überschaubarer Karte und sehr freundlichem Personal."Ach, ihr wohnt im Mango Tree Homestay? Euer Tuk Tuk Fahrer ist mein Onkel, er ist der Vater von Lakshmi..." Aha, so klären sich für uns die Zusammenhänge mehr und mehr. "Bier?" die Bedienung schaut mich ungläubig an. "Alkohol gibt es bei uns nicht. Wir sind ein vegetarisches Lokal und schenken aus religiösen Gründen kein Alkohol aus." Auch gut. So können wir schon nichts verkehrtes bestellen und eine Woche ohne Bier ist in der Tat auch erholsam (mindestens für meine Leber). Bei der Auswahl der Speisen ist uns der junge Mann (einer von rund 20 Bedienungen des Lokals) gerne behilflich. "Das solltet ihr nicht nehmen, das ist für euch zu scharf. Nehmt dieses Korma und den Gemüsereis, damit werdet ihr sehr zufrieden sein."
Der frisch gepresste, gemischte Obstsaft schmeckt sehr gut. Auch das Essen ist köstlich, für unsere europäischen Gaumen aber trotzdem sehr scharf. Für knapp 14 € sind wir beide satt und zufrieden.
Vor dem Lokal gibt es ein großes Regal, in welchem man seine Schuhe abstellt. Am Waschbecken daneben, kann sich dann jeder die Hände waschen. Im Lokal gehen alle, Besucher und Bedienungen barfuß über den gepflegten Natursteinboden.
Das Tuk Tuk bringt uns danach zum ATM (Geldautomat). Allerdings klappt dies erst an der 3. Bank. Von den abgehobenen 6 x 10.000 IR (knapp 6 x 115€ können wir vermutlich weit über diese Woche hinaus leben.
"Um die Sicherheit braucht ihr euch hier im Haus keine Sorgen zu machen. In das Zimmer kann niemand einbrechen. Es ist immer jemand da, der aufpasst..." So schließen wir die Wertsachen in den kleinen Eckschrank unter dem Fernseher ein und tragen den Schlüssel immer bei uns.
Die Nacht wird immer wieder von Hundegebelle und Gekläffe unterbrochen. Spätesten, wenn der Muezzin sein Rufen aus verschiedenen Richtungen im Dorf erschallen läßt, fangen die Hunde im ganzen Dorf an zu jaulen.Allerdings glaube ich nicht, dass dies zu Ehren Gottes geschieht. Temperaturmäßig ist Hampi für uns eine Offenbarung. Da die Fenster Tag und Nacht offen sind, wird es Nachts sogar so kühl, dass man eine leichte Decke braucht. Auch bei Tag sind die Temperaturen durch den anhaltenden Wind so angenehm, dass man die meist 26 bis 30° längst nicht so warm, bzw. heiß empfindet. Wir merken, dass wir uns im "Hochland" von Karnataka befinden. Ein kräftiger Unterschied zum Arambol Beach.
Jeden Morgen bereitet uns Lakshmi ein köstliches Frühstück. Während Achim die indische Variante genießt, bevorzuge ich meist Marmelade mit Toast oder Ei. Auch hier ist das Frühstück schon im Übernachtungspreis von rund 29€ fürs Zimmer (!) enthalten.
Die alte Tempel- und Ruinenstadt erklärt sich am ehesten durch Bilder. Bei den meisten kleineren oder größeren Anlagen handelt es sich um alte Tempel, die nicht mehr für heilige Nutzung angelegt sind. Einige Tempel, die auch viel von den Einheimischen besucht werden kosten dann Eintritt. Während die Touris meist 600 IR (7.50€) blechen, zahlen die Inder nur 20 bis 50 Cent. So läuft es meist in ganz Asien. Schließlich sind wir die "reichen Europäer". Aber, das Geld lohnt sich. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Einheimischen ins Innere der Tempel zwängen. Jeder will schneller sein, als der andere. Schließlich werden vor dem Altar Blütenketten und Räucherstäbchen geopfert und so seine Seele vom Ballast gereinigt. So buchen wir vier Tage ein Tuk Tuk, welches uns zu den verschiedenen Anlagen und Sehenswürdigkeitenn bringt. Wenn Papa nicht kann, weil er andere Touristen fahren muss, kommt Mustafa mit seinem Tuk Tuk. Kann dieser nicht, kommt dessen Vater oder Bruder. Irgendeiner ist immer froh, bei uns sich etwas zuverdienen zu können. Bei gutem Service kommt es meist auf 1 bis 2€ Trinkgeld nicht an, was am Ende immer zu strahlenen Gesichtern führt.Wenn wir uns nicht ganz im Klaren sind, was welche Leistung wert ist, hilft uns Lakshmi gerne weiter. "Gebt nicht zu viel..." So zahlen wir für die 3 bis 4 stündige Rundfahrt mit dem Tuk Tuk meist um die 13€. Darin ist der Abstecher zum Markt um Obst zu kaufen, zur Apotheke, um Medikamente zu besorgen oder zum ATM bereits enthalten.
Abends wechseln wir zum Essen immer ab. Mal bleiben wir im Homestay, mal lassen wir uns ins Restaurant fahren. Wenn wir bequem zu Hause bleiben, fährt der Houseboy mit dem schnittigenn Rad los - und ist nach einer knappen 3/4 Stunde mit dem Essen zurück. Die 2.50€ Extrageld hat er sich dann auch verdient. Fahren wir ins Restaurant, werden wir immer wie alte Bekannte mit Handschlag begrüßt.
So vergeht die Woche wie im Flug. Jedem, der nach Goa kommt, können wir einen Ausflug nnach Hampi wärmstens empfehlen. Die Anreise mag etwas beschwerlich sein, lohnt sich aber in jedem Fall. Die alten Tempel und Ruinen sind sehenswert. In uns hinterlässt diese Woche eine tiefe Zufriedenheit und hat oft viele Glückshormone in uns freigesetzt. Mango Tree Homestay und Lakshmi sind eine Empfehlung, die über Booking.com leicht gefunden werden kann.
Viel Spaß beim Betrachten der Bilder und Danke, dass ihr weiterhin unsere Reise verfolgt.
Ganz herzliche Grüße und bis bald aus der Region Varca, genauer am Majorda Beach.
Gery & Achim
20250117_090413
20250117_091634
20250117_091838
20250117_092235
20250117_092252
20250117_093223
Der steinerne Wagen ist auf jedem 50 Rupienschein.
20250117_094104
20250117_094744
20250117_095319
20250117_103616
20250117_105038
20250117_111105
20250117_111820
20250117_112324
20250118_084706
20250118_085359
20250118_090032
20250118_092605
20250118_094953
20250118_100306
20250118_102540
20250118_102959
20250118_103115
20250118_103447
20250118_103809
20250118_110027
20250120_085020
20250120_090035
20250120_090127
20250120_091104
20250120_091357
20250120_095609
20250120_185950
20250121_090139
20250121_090408
20250121_091727
20250121_093706
20250123_072058